Ich hann kalt!


Wobei so kalt wie erwartet, war es dann eigentlich doch nicht. Aber worum geht es überhaupt? Ich war Anfang April zusammen mit meinem Bruder für fünf Tage in Nord-Norwegen. Genauer gesagt in Tromsø, der größten Stadt im Norden des Landes. Wir beide wollten unbedingt die Polarlichter mit unseren eigenen Augen sehen, und da mein Bruder außerdem das Ziel hat, in jedem europäischen Land mindestens ein Fußballspiel zu sehen und er in Norwegen noch nicht war, haben wir beschlossen, zusammen dorthin zu reisen.

Die Reise begann am Donnerstagmorgen um 6 Uhr mit der Fahrt zu Flughafen Frankfurt. Von dort aus ging es dann mit dem Flieger nach Oslo, wo wir dann in eine Maschine nach Tromsø umstiegen. Nach insgesamt ca. 4 h Flugzeit, landeten wir schließlich kurz vor 16 Uhr auf dem Flughafen Tromsø. Dort angekommen begaben wir uns erst zum Schalter der Mietwagenfirma, um unseren fahrbaren Untersatz für die nächsten Tage abzuholen. Am Auto angekommen, fiel unser Blick als erstes auf die Reifen. „Die hann jo Spikes. Is das nit bisschen übertrieben?“, war unser erster Gedanke. Eine gute dreiviertel Stunde später fanden wir heraus: Nein ist es nicht :-). Aber dazu später mehr. Also hieß es für uns zuerst Gebäck ins Auto packen (wir hatten eh nur Handgepäck) und über Google-Maps den nächsten Supermarkt suchen, schließlich mussten wir uns für die nächsten Tage ja versorgen (wir hatten in unserem Hotel nur Frühstück gebucht). Der nächste Supermarkt war auch nicht weit entfernt und so gingen wir als allererstes auf Einkaufstour. Wir wussten zwar, dass Norwegen nicht günstig ist, vor allem was Alkohol angeht, aber als wir in der Bierabteilung standen, mussten wir dann doch schlucken. Umgerechnet ca. 20 € für ein Sixpack 0,5l Dosen war doch etwas mehr als gedacht. Aber was wäre ein Norwegenbesuch ohne ein lokales Bier mal zu probieren. Also landete das Sixpack doch in unserem Einkaufswagen, neben einer ganzen Menge Brötchen, Salami, Schinken, einer XXL-Packung Köttbullar, Müsliriegeln und noch bisschen Süßes. 10 Minuten später und über 50 € ärmer, waren wir dann wieder im Auto und machten uns auf den Weg zu unserem Hotel. Das erste was uns auf den norwegischen Straßen auffiel waren die Kreisverkehre, die es dort zu Hauf gibt (fast so wie in Frankreich :)). Selbst mitten in einem Tunnel, der eigentlich mehr aussah wie ein alter verlassener Bergwerksstollen, gab es so ein Autokarussell.

Unser Hotel lag direkt am Hafen von Tromsø, direkt in der Innenstadt. Dort angekommen hieß es dann zuerst: Parkplatz finden. Und das war gar nicht mal so einfach. Eigentlich alle Parkplätze in Tromsø sind gebührenpflichtig, was, wenn man sein Auto nicht nur mal für 2 Stunden zum Shoppen abstellen möchte, schnell sehr teuer werden kann. Zwar gibt es auch einige Parkplätze die unter der Woche von 17 bis 8 Uhr kostenfrei sind (samstags sogar schon ab 15 Uhr und Sonn- und Feiertags ganztägig), allerdings sind diese relativ rar und meistens belegt. Dann gibt es da noch das große Parkhaus, welches direkt in dem, vorhin schon erwähntem, Tunnel beginnt (wie wir später erfahren haben, waren Tunnel und Parkhaus eine alte Bunkeranlage aus dem kalten Krieg), welches aber auch wieder nicht billig ist. Also sind wir erst einmal umhergefahren, in der Hoffnung, vielleicht etwas außerhalb des Stadtkerns einen Parkplatz zu finden. Dabei kamen wir auch auf die Idee, mal in den Wohngebieten zu gucken, schließlich müssen die Anwohner ja auch irgendwo parken. Aber da sah es schlussendlich noch schlechter aus mit Parkplätzen. Die Bürgersteige (sofern überhaupt vorhanden), waren unter Meter hohen Schneebergen begraben, und jeder Anwohner hatte sich einfach eine Einfahrt zu seinem Haus durch den Schnee gegraben, in der er sein Auto abstellen konnte. Irgendwann auf dieser Suche kamen wir dann in eine relativ steile Seitenstraße, in der wir dann trotz Spikes am Auto, von denen wir ja ursprünglich dachten, dass sie etwas übertrieben wären, hängen blieben und nicht mehr weiter fahren konnten. Also Rückwärtsgang rein und rückwärts wieder, zwischen den Schneebergen, die Straße runter navigieren. Schließlich kamen wir, dank des Internets, auf die Idee, einfach auf dem Parkplatz unseres Autoverleihers zu parken (nicht unbedingt so gedacht von der Mietwagenfirma, aber schließlich hatte die Filiale schon zu und die werden ja wohl kaum ihr eigenes Fahrzeug abschleppen). Für die erste Nacht sollte das zumindest gehen. Zum Glück war dieser Platz auch nicht weit von unserem Hotel. Endlich hatten wir also unser Auto abgestellt und konnten gegen 18 Uhr im Hotel einchecken. Nachdem wir also eingecheckt und unsere Sachen aufs Zimmer gebracht hatten, gingen wir los, um die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Den Tag ließen wir dann auf unserem Hotelzimmer mit einer Dose Bier gemütlich ausklingen.

Am nächsten Morgen klingelte dann gegen 6:30 Uhr der Wecker. Hell war es da bereits schon lange. Also haben wir schnell etwas gefrühstückt, uns in die Schneeklamotten geschmissen und sind zu unserem Auto gegangen. Das Ziel für Freitag waren der Ersfjord und die Insel Sommarøy.

Wir sind ja schlau und hatten von der Parkplatzsuche am Vortag einiges gelernt. So wussten wir z.B., dass es nicht möglich sein wird, irgendwo mal eben am Straßenrand zu parken, da wir mit unserem kleinen Polo, trotz Spikes, natürlich nicht auf die Schneeberge kommen können, die sich am Straßenrand auftürmten. Also haben wir uns mit Hilfe des Internets einen Parkplatz gesucht, von dem aus wir dann zu Fuß weiter zum Ersfjord gehen wollten. Wir hatten auch recht schnell vermeintlichens Erfolg und fanden einen kleinen Sportplatz mit Parkmöglichkeit. Das Navi also mit den Koordinaten von eben genau diesem Parkplatz gefüttert und auf gings. Nach einer gut 30-minütigen Fahrt näherten wir uns dem Sportplatz. Oder viel mehr dem, was man davon noch sehen konnte. Genauer gesagt sah man eigentlich nur noch die oberen Drittel der Fußballtore aus dem Schnee gucken. Und der Parkplatz? Vergiss es… Wir konnten nur erahnen, wo sich dieser eigentlich befinden sollte, weil irgendwo aus der Schneedecke die Spitze eines Schildes herausragte. So ein Mist… Und jetzt? Naja, suchen. Immerhin waren wir nicht mehr in der Stadt, also gab es weder viel Autos, die uns mögliche Parkplätze wegschnappen konnten, noch sollte es nur Bezahlplätze geben. Auf der anderen Seite waren wir nicht mehr in der Stadt, also gab es nicht viel Autos, und somit auch nicht die Notwendigkeit für großartig viele Parkplätze. Zum Glück wurden wir aber relativ schnell fündig, auch wenn sich im Nachhinein herausstellte, dass wir ein Parkverbot-Schild übersehen hatten, weil das eigentlich ein Bus-Wendeplatz war (hoppla). Probleme gab es aber zum Glück nicht, und auch nachdem sich noch jemand hinter uns gestellt hatte, war noch genug Platz vorhanden, dass Busse dort wenden konnten. Nachdem wir also unser Auto abgestellt hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Nach ein paar hundert Metern fanden wir dann sogar eine Lücke in der Schneewand, rechts neben der Straße, die uns auf eine kleine Halbinsel in mitten des Fjords brachte. Als wir uns durch den Schnee, bis ans Ende dieser Halbinsel vorgekämpft hatten, verschlug uns die Aussicht fast den Atem. Es bot sich uns ein atemberaubender Ausblick auf den Fjord, rechts und links eingeschlossen von Bergen. Wir verbrachten fast zwei Stunden damit über die Landschaft zu staunen und die kleine Halbinsel zu erkunden. Dann beschlossen wir, wieder zurück zu Straße zu gehen und dieser weiter zu folgen, um an der linken Seite des Fjords entlang zu wandern. Allerdings mussten wir nach gut zwei Kilometern feststellen, dass die Straße nicht mehr weiterführte und wir aufgrund der Schneemassen auch nicht weiter kamen. Also wieder umdrehen und Richtung Auto laufen. Auf dem Rückweg bemerkten wir die Loipen von Wanderern, die sich mit Ihren Langlaufskiern auf den Weg Richtung Bergspitze gemacht hatten. Diese Spuren nutzen wir um auf eine kleine Anhöhe zu steigen, von der aus wir einen Überblick auf das, am Ende des Fjords liegende, Dorf hatten. Anschließend machten wir uns wieder auf den Weg zum Auto.

Unser nächstes Ziel war Sommarøy, ein kleines Fischerdorf, das auf einer Insel ca. 40 km westlich von Tromsø liegt. Wir wussten zwar, dass vor der Brücke, die auf die Insel führt, ein Parkplatz sein sollte, von dem man auch eine tolle Aussicht auf die Insel haben soll, aber nach der Pleite mit der Parkmöglichkeit am Sportplatz waren wir skeptisch. Aber wir waren optimistisch, im Zweifelsfall eine andere Parkmöglichkeit zu finden. So haben wir uns auf die etwa 45 Minuten lange Fahrt gemacht. Vorbei am zu gefrorenen Nordfjord und an weiteren malerischen Landschaften, erreichten wir schließlich unser Ziel und waren positiv überrascht. Der Parkplatz war geräumt (zumindest geräumt genug zum Parken), was aber eventuell auch daran lag, dass es hier nicht solche Schneemassen gab, wie noch ein paar Kilometer früher. Also Auto abgestellt und raus. Das erste was uns auffiel, waren verbrannte Holzscheite, die verteilt über den Platz lagen. Hier hatte anscheinend jemand nachts ein kleines Lagerfeuer gemacht. (Wie wir später rausfanden, war das sehr wahrscheinlich von einer der geführten Polarlichttouren, die hier vermutlich Halt gemacht hatten um die Nordlichter zu beobachten. Zu diesen Touren gehört es meist nämlich auch, ein Lagerfeuer gegen die Kälte nachts zu machen.) Vom Parkplatz aus ging es eine kleine Anhöhe hoch, von der aus man einen schönen Blick über die Insel hatte. Auch ein kleiner ca. 15 m langer Sandstrand, lag direkt an unserem Parkplatz. Ein komisches Gefühl, an einem weißen Sandstrand, mit klarem Wasser zu stehen, während zwei Meter weiter Schnee lag. Nachdem wir uns genug umgesehen hatten, setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren über die Brücke auf die Insel. Dort war es dann auch kein Problem am Straßenrand einen Parkplatz zu finden, von dem aus wir uns auf den Weg machten, die Insel zu erkunden. Da hier nicht allzu viel Schnee lag, war es sogar möglich, Abseits der Straßen die Insel zu erkunden und wir liefen teilweise sogar über grüne Wiesen. Als wir genug gesehen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem Auto. Mittlerweile war es schon 16 Uhr und wir entschieden uns dazu zurück nach Tromsø zu fahren. Da wir es ja nicht eilig hatten, fuhren wir nicht den direkten Weg zurück, sondern machten einen kleinen Umweg, um noch mehr von der Umgebung zu sehen und nicht wieder das Selbe, wie auf der Hinfahrt schon.

Im Hotel angekommen, ruhten wir uns kurz aus und machten uns dann auf den Weg zur Seilbahn „Fjellheisen“, die uns für schlappe 21 € (ja ich weiß, Norwegen ist nicht billig :-D) auf den Berg „Storsteinen“ brachte. Von wo aus sich uns, zusammen mit starken Wind und begleitet von einem wunderschönen Sonnenuntergang, ein fantastischer Panoramablick über die Stadt bot. Zur Stärkung gönnten wir uns dann in dem Restaurant der Bergstation, einen Rentierburger und eine Cola. Gegen 22:30 Uhr machten wir uns dann mit der vorletzten Bahn nach unten, wieder auf den Weg zum Hotel. Nach einem kurzen Halt an der Eismeerkathedrale, kamen wir irgendwann wieder im Hotel an und legten uns schlafen.

Der nächste Tag begann für uns noch etwas früher, und etwas planloser. Gegen 6 Uhr standen wir auf und machten uns ohne Frühstück auf den Weg. Diesmal mehr Richtung Norden, zur Insel Ringvassøy. Ein wirkliches Ziel für den Tag hatten wir nicht. Unser „Plan“ war es, einfach mal über die Insel zu fahren, irgendwas wird sich schon finden. Nach einer guten dreiviertel Stunde Fahrt, hielten wir an einem Parkplatz. Ob es hier was Interessantes zu sehen gab, wussten wir nicht, da der Platz umgeben von mannshohen Schneehaufen war, die es erstmal zu erklimmen galt, bevor wir sehen konnten, was dahinter lag. Aber da wir immer noch fasziniert von den Landschaften in Norwegen waren, waren wir uns sicher, egal was wir hinter diesen aufgehäuften Schneebergen finden, es wird wunderschön sein. Also kletterten wir auf den Schnee und wurden natürlich nicht enttäuscht. Wir befanden uns an einer Stelle wo ein kleiner Fluss gerade direkt ins mehr fließt.

Nachdem wir ein paar Minuten einen Weg vom Parkplatz runter zur Mündung gesucht hatten, gingen wir nochmal zurück zum Auto um unsere Rucksäcke zu holen. Anschließend ließen wir uns an der Mündung nieder und holten erstmal unser verpasstes Frühstück nach. Ich kann sagen, das war das landschaftlich schönste Frühstück meines Lebens. Neben mir das Plätschern eines kleinen Flusses, vor mir das Rauschen des Meeres und im Hintergrund die Aussicht auf schneebedeckte Berge. Nach dieser kleinen Stärkung und ein paar Bildern, machten wir uns aber wieder auf den Weg. Wir fuhren weiter die Küste entlang, bis wir am Hessfjord zu einer Abzweigung kamen. Dort beschlossen wir, die Küstenstraße zu verlassen und uns ins Landesinnere zu begeben. Das hieß erst einmal Bergauf fahren. Nach einer Weile machten wir an einer kleinen Parkbucht halt und stiegen aus. Natürlich mussten wir wieder auf einen Schneewall klettern bevor wir wirklich was sehen konnten. „Oben“ angekommen, waren wir zum einen wieder sprachlos, zum anderen auch etwas enttäuscht. Wir hatten eigentlich eine super Aussicht über den Dåfjord. Eigentlich… Wenn da nicht die ganzen Bäume wären, die uns die Sicht zu einem großen Teil versperrten. Aber kein Problem, wozu hab ich denn meine Drohne dabei? So kamen wir dann doch zu unserer tollen Aussicht über den Fjord. Da wir allerdings nur in einer kleinen Parkbucht standen, und durch den Schnee sowieso nicht weit kamen (wir ärgerten uns ein Bisschen, dass wir nicht vorher auf die Idee kamen uns irgendwo ein paar Schneeschuhe auszuleihen…), machten wir uns relativ flott wieder auf den Weg.

Irgendwann kamen wir dann nach Mikkelvik, wo die Straße ein Ende fand und es nur noch mit der Fähre zur Insel Rebbenesøy weiter ging. Also stellten wir unser Auto ab und erkundeten das Dorf zu Fuß. Womit wir nicht gerechnet hatten, war der starke Wind der uns kaum aus dem Auto aussteigen ließ. Aber das gehört nun mal an der Küste dazu. Das Dorf war für uns ein typisches norwegisches Dorf mit ein paar Häusern und umso mehr Fischerhütten. Was uns aber überraschte (was aber anscheinend hier total normal ist), war, dass da mitten im Vorgarten eines Hauses, eine Herde Rentiere gemütlich ihre Mittagspause machte und es keinen, außer uns, zu interessieren schien. Nachdem wir sie ein paar Minuten erstaunt beobachtet hatten, machten wir uns vom Acker. Ein paar hundert Meter weiter, war die kleine Straße, die durch das Dorf führte, zu Ende und wir suchten uns an der Küste, über rutschige Steine weiter einen Weg. Da das Wetter zunehmend schlechter wurde, und es mittlerweile auch gut schneite, beschloss ich für mich, nicht mehr auf diesen wackeligen und rutschigen Steinen weiter zu gehen. Mein Bruder allerdings hatte damit kein Problem und ging noch weiter, bis er hinter einer leichten Erhöhung zu einem kleinen Leuchtturm kam. Als er dann wieder zurück war, begaben wir uns wieder Richtung Auto und fuhren wieder die Straße, die wir gekommen waren zurück. Wir machten noch einen kleinen Abstecher zum Dåfjord, den wir auf unserer Hinfahrt ja schon von weitem gesehen (oder nicht gesehen) hatten. Danach machten wir uns wieder auf den Weg nach Tromsø, schließlich stand ja noch die Polarlichttour mit Guide Gunnar an, auch wenn das Wetter - es war mittlerweile komplett zugezogen und dauerhaft am schneien - keine großen Hoffnungen auf Polarlichter machte.

Im Hotel angekommen, legten wir uns noch ca. eine Stunde aufs Ohr, damit wir die Nacht besser überstehen, aßen dann noch ein paar Waffeln als Stärkung (in unserem Hotel gab es jeden Tag ab 18 Uhr Waffeln zum selber backen) und machten uns gegen 19 Uhr auf den Weg zum Treffpunkt für die Tour. Das Wetter war nach wie vor schlecht und wir hatten immer noch unsere Zweifel ob wir wirklich Nordlichter sehen würden. Bei unserem Guide angekommen, wurden wir nett begrüßt und durften uns aussuchen, ob wir noch spezielle Stiefel haben möchten damit wir keine kalten Füße bekommen, was wir verneinten, schließlich liefen wir schon seit zwei Tagen mit unseren Schuhen durch den Schnee und hatten noch keine Probleme. Danach hieß es dann erst einmal auf die restlichen Teilnehmer warten. In der Zeit bewunderten wir die riesige Karte, die eine komplette Wand im Raum einnahm und komplett Nord-Norwegen und Teile Finnlands und Schwedens zeigte. Die letzten Teilnehmer kamen zum Glück recht zügig und so konnten wir loslegen. Gunnar, unser Guide, erklärte uns erstmal den Ablauf, den er für heute geplant hatte. Wir würden zuerst etwa eine Stunde Richtung Süden fahren, dort tanken und dann würde er mit Hilfe diverser Satellitenbildern und Webcams das Wetter checken und dann entscheiden ob wir nach Finnland fahren, oder vielleicht sogar wieder zurück nach Tromsø. Abhängig davon, wo die größten Chancen auf einen freien Himmel und somit auf Lady Aurora waren. Alles in allem klang er sehr optimistisch, dass wir trotz momentanen Schneefalls und bedecktem Himmels, Polarlichter zu Gesicht bekommen würden. Anschließend erzählte er uns noch von der Tour eine Nacht zu vor, die das Glück hatte, neben den Polarlichtern noch ein anderes Ereignis am Nachthimmel zu beobachten. Ein eher seltsames, nicht natürliches Ereignis. Denn in der Nacht zuvor wurden von einer Forschungsanlage in Nord-Norwegen, Raketen, zur Untersuchung der Polarlichter, in die Luft geschickt. Ich kenne mich mit den Experimenten natürlich nicht aus, aber so wie ich es verstanden habe, wurden die Raketen in eine Höhe von mehreren hundert Kilometern geschickt, wo sie dann zur Explosion gebracht wurden, was bunte Lichter und Formen entstehen ließ, die über hunderte Kilometer am Nachthimmel zu sehen waren (Instagram). Das Ganze muss so ungewöhnlich gewesen sein, dass viele Bürger bei der Polizei anriefen um sich zu erkundigen, was denn da los sei. Manche dachten zuerst an Ufos, andere an Russische Raketen, zumal die Polizei über die Experimente nicht informiert war und selbst nicht wusste, was da passiert war. Aber zurück zu unserer Tour. Nachdem alle Erklärungen abgeschlossen waren, machten wir uns auf den Weg zum Tourbus. Dieser stand in dem Tunnelsystem inklusive Parkhaus, welches ich am Anfang schon mal erwähnt hatte. Im Bus angekommen, nahm jeder einen Platz ein und bekam ein Reflektor-Armband ausgehändigt, damit wir im Dunkeln später besser von Autos gesehen werden. Dann ging es los. Auf der Fahrt Richtung Süden, spielte uns Gunnar ein Video vor, in welchem die Aurora Borealis erklärt wurde, also wie sie entsteht und wann bzw. wo man sie sehen kann. Dann gab es noch ein/zwei Kurzfilme über Tromsø und die Umgebung. Und nach ca. einer Stunde erreichten wir unser Ziel: eine Tankstelle. Dort stiegen wir dann alle aus um uns ein bisschen die Beine zu vertreten, während Gunnar tankte und das Wetter checkte. Er telefonierte dabei auch viel mit seinen Kollegen, die über mehrere Standorte verteilt waren und immer in Verbindung standen, um sich gegenseitig zu helfen, wo denn die besten Bedingungen vorherrschen. Letzten Endes kam unser Guide zu dem Schluss, dass in der Gegen von Tromsø wohl doch die besten Bedingungen sein würden, da dort in etwa einer Stunde die Wolkendecke wieder aufreißen soll und uns freien Blick auf den Sternenhimmel gewähren würde. Also wieder zurück Richtung Tromsø. Nach gut einer dreiviertel Stunde hörte es tatsächlich auch auf zu schneien und etwa eine viertel Stunde nachdem wir durch Tromsø durch gefahren waren hielten wir an einer kleinen Parkbucht und stiegen alle voller Erwartungen aus. Den Himmel absuchend stellten wir erstmal fest: wir sehen nichts… Gunnar zeigte dann auf einmal in den Himmel und meinte: da schimmert es ganz leicht grün. Nach einem kurzen Kontrollfoto bestätigte er uns: da war es, ganz ganz leicht, mit dem bloßen Auge kaum zu sehen, das Polarlicht! Ich lieh mir von Gunnar ein Stativ und machte mich mit den anderen daran den grünen Schimmer zu fotografieren. Auf dem ersten Foto sah man es bereits deutlich. Ich hatte es also geschafft, ein Foto der berühmten Nordlichter. Doch so richtig gefreut hab ich mich nicht. Dieses „Wow“-Gefühl, dass ich erwartet hatte, fehlte komplett. Warum? Mein Ziel war es eigentlich nicht primär gewesen das Licht zu fotografieren, sondern mit meinen eigenen Augen, dieses magische Naturschauspiel zu sehen. Doch dazu war die Aktivität zu diesem Zeitpunkt einfach zu gering. Aber abwarten, vielleicht steigt die Aktivität im Laufe der Nacht ja noch, schließlich war es erst ca. 23:30 Uhr. Nachdem sich nach einer halben Stunde wieder Wolken über uns ansammelten, stiegen wir wieder in den Bus und fuhren weiter. Unser Ziel war das Haus unseres Guides. Dort angekommen schneite es schon wieder und wir machten in seinem Garten ein Feuer. Es gab ein warmes Getränk sowie eine lokale Süßspeise mit Zimt und Ziegenkäse. Den Rest der Nacht verbrachten wir vor Ort und warteten, dass es wieder aufhört mit dem „leichten“ Schneefall (für uns war das schon sehr starker Schneefall, aber Gunnar versicherte uns, dass das dort oben als leichter Schneefall bezeichnet wird). Gegen 1 Uhr hörte es auch tatsächlich wieder auf und der Himmel war wieder größtenteils klar. Allerdings leider ohne weitere Aktivitäten der Aurora. Als dann gegen halb drei der Himmel im Osten schon anfing wieder hell zu werden, brachen wir ab und Gunnar fuhr uns alle wieder zurück zu unseren Hotels. Etwas enttäuscht kamen wir dann kurz vor vier an unserem Hotel an und gingen ins Bett. Aber auch, wenn wir unser Ziel, die Nordlichter mit eigenen Augen zu sehen, nicht ganz so erfüllt hatten, wie wir es eigentlich wollten, war es trotzdem eine lustige und interessante Tour. Und wir haben schon beschlossen: Wir kommen wieder.

Der nächste Morgen begann glücklicherweise nicht so früh, wie die letzten. Wir schliefen bis 10:00 Uhr aus und gingen dann gemütlich zum Frühstück. Nach dem Essen, zogen wir uns wieder unsere warmen Klamotten an und fuhren diesmal Richtung Süden, die Strecke die wir am Abend zu vor schon mit Gunnar gefahren waren. Nur dass es diesmal heller war und nicht ganz so verhangen. Irgendwann fuhren wir von der Hauptstraße ab und fuhren ein Stück am Fjord entlang, bis wir einen kleinen Parkplatz fanden. Dort stellten wir unser Auto ab und erkundeten wieder zu Fuß die Gegend. Als es wieder anfing zu schneien, gingen wir zurück zum Auto und fuhren weiter, bis wir Nordkjosbotn, die Stadt in der wir auch am Vorabend zum Tanken hielten, erreicht hatten. Dort suchten wir uns auch wieder einen Parkplatz und gingen zu Fuß auf Tour. Der ständige Wechsel von Schneefall und aufreißendem Himmel, gab mir die Möglichkeit ein paar schöne Bilder von den Wolkenverhangenen Bergspitzen um uns herum zu machen. Gegen 15:00 Uhr machten wir uns wieder auf in Richtung Tromsø, da mein Bruder am Abend noch ein Fußballspiel dort gucken wollte. Auf dem Rückweg hielten wir auch wieder ein paar Mal an um noch ein paar Bilder zu machen, aber gingen nicht mehr groß auf Tour. Tromsø erreichten wir dann gegen 17:30 Uhr und mein Bruder machte sich direkt auf den Weg zum Stadion. Ich ging noch mal kurz ins Hotel, legte meinen Rucksack ab und sicherte schon mal die Bilder die ich an dem Tag bisher gemacht hatte. Danach packte ich meine Kamera ein und ging auf Tour durch den Hafen und die umliegende Stadt. Da ich aber von den letzten Tagen doch recht Müde war, kehrte ich gegen 20 Uhr schon wieder zum Hotel zurück und begann mit dem Packen für den morgigen Rückflug und der Bearbeitung der ersten Bilder. Als mein Bruder dann irgendwann auch wieder zurück war, ließen wir den Abend noch mit einem Bier ausklingen und gingen dann schlafen.

Der letzte Tag war dann unspektakulär. Wir standen wieder früh auf, unser Flieger ging um 10:20 Uhr und wir mussten das Mietauto um 8 Uhr abgeben. Wir packten also unsere restlichen Sachen zusammen, gingen noch frühstücken und machten uns dann auf den Weg zum Flughafen. Wir gaben den Wagen ab und begaben uns durch die Sicherheitskontrolle. Dann hieß es warten. Mit ein paar Minuten Verspätung ging dann auch unser Flug nach Oslo, dort hatten wir dann eine Stunde Zeit zum Umsteigen. Pünktlich um 15:05 Uhr landeten wir in Frankfurt und wurden dort dann gegen 15:30 Uhr von unserem Vater abgeholt. Gegen 17:30 Uhr hieß es dann: Endlich daheim!

Abschließend kann ich sagen, dass ich immer noch total begeistert von Norwegen bin, und auch wenn es anstrengend war, den ganzen Tag so viel unterwegs zu sein und so viele Eindrücke auf sich einwirken zu lassen, es eines der fantastischsten Erlebnisse meines Lebens war. Und ich werde noch lange daran zurückdenken. Außerdem möchte ich mich bei meinem Bruder bedanken, der die ganze Reise organisiert und gebucht hat, so, dass ich keinen Finger krumm machen musste!

Gruß und danke fürs Lesen

Michael Wolf


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